Das Wunder von Schweden, Regie: Erik Gedeon, Deutsches Schauspielhaus Hamburg , 10.03.10
Er verschafft gute Laune, dieser Theaterabend, keine Frage. Hinterher beschwingt, ein Lied auf den Lippen verlässt man das Theater, in Gedanken bei den Liedern, weniger bei den Texten oder dem Inhalt. „Das Wunder von Schweden“ hat den tapferen Versuch gestartet mit dem Kapitalismus auf seine Art und Weise umzugehen. Weder soll er geleugnet, noch durch wütende Sprechchöre bekämpft, sondern schlicht weggesungen werden. Ob das funktioniert?
Im „Wunder von Schweden“ wird ausschließlich mit Gesang und Musik gearbeitet, kein einziger gesprochener Monolog, keine trockener oder angeheizter Dialoge ohne Musik. Ständiges Mittel: Satire und Ironie. „Das Wunder von Schweden“, welches den anderen Namen „IKEA-Musical“ trägt hat ein unglaubliches Potential nicht nur satirisch mit den Figuren und dem Thema Kapitalismus umzugehen, sondern mit der Form des Musicals selbst. Begann das Stück auch mit einem pathetischen Choral, so wurde die Stimmung wenig später durch Mimik, Texte und Arrangement der folgenden Lieder gebrochen. Anstrengend daran war, dass das Mittel einer Satire die Extreme sind. Auf Verzweiflung folgt Triumpf, folgt Verrat, folgt Errettung. Die Ernsthaftigkeit eines Inhalts läuft bei einem solchen Handlungsablauf leicht Gefahr, vergessen oder zu flach zu geraten. Interessant war der Moment als es kippte. Gerade feiert der Gründer IKEAs Ingvar Kamprad, gespielt von Andreas Grötzinger, verkündigt alles Geld in Stiftungen stecken zu wollen und sich für Klima- und Umweltschutz engagieren zu wollen, als ein außenstehender Konkurrent Kamprads, gespielt von Tim Grobe, enthüllt, dass selbst dieser so auf soziale Gerechtigkeit bedachte Kamprad ein Anwesen in Schweiz, ein Weingut in Frankreich besitzt und obendrein in der NS-Zeit mit der Idee des Faschismus gespielt hatte. Der Kapitalismus, so ist er eben. Es folgt der Niedergang des IKEA Gründers, woraufhin man gleich wieder alles bedauert und meint, das mit dem Faschismus habe er bestimmt nicht so gemeint. Es ist das einzige Mal, als das Auflachen aus dem Zuschauerraum nicht fröhlich, sondern angestrengt wirkt.
Ist es also nur ein flaches, lustiges Musikstück ohne inhaltlichen Tiefgang? Das glaube ich nicht. Es lässt einen lachen, dieses Musical, über sich selbst, über die Figuren, über den Kapitalismus. Und vielleicht bekämpft man ihn damit am besten: mit guter Laune, Ironie und wunderbarer Musik.
Marie Schwesinger
Er verschafft gute Laune, dieser Theaterabend, keine Frage. Hinterher beschwingt, ein Lied auf den Lippen verlässt man das Theater, in Gedanken bei den Liedern, weniger bei den Texten oder dem Inhalt. „Das Wunder von Schweden“ hat den tapferen Versuch gestartet mit dem Kapitalismus auf seine Art und Weise umzugehen. Weder soll er geleugnet, noch durch wütende Sprechchöre bekämpft, sondern schlicht weggesungen werden. Ob das funktioniert?
Im „Wunder von Schweden“ wird ausschließlich mit Gesang und Musik gearbeitet, kein einziger gesprochener Monolog, keine trockener oder angeheizter Dialoge ohne Musik. Ständiges Mittel: Satire und Ironie. „Das Wunder von Schweden“, welches den anderen Namen „IKEA-Musical“ trägt hat ein unglaubliches Potential nicht nur satirisch mit den Figuren und dem Thema Kapitalismus umzugehen, sondern mit der Form des Musicals selbst. Begann das Stück auch mit einem pathetischen Choral, so wurde die Stimmung wenig später durch Mimik, Texte und Arrangement der folgenden Lieder gebrochen. Anstrengend daran war, dass das Mittel einer Satire die Extreme sind. Auf Verzweiflung folgt Triumpf, folgt Verrat, folgt Errettung. Die Ernsthaftigkeit eines Inhalts läuft bei einem solchen Handlungsablauf leicht Gefahr, vergessen oder zu flach zu geraten. Interessant war der Moment als es kippte. Gerade feiert der Gründer IKEAs Ingvar Kamprad, gespielt von Andreas Grötzinger, verkündigt alles Geld in Stiftungen stecken zu wollen und sich für Klima- und Umweltschutz engagieren zu wollen, als ein außenstehender Konkurrent Kamprads, gespielt von Tim Grobe, enthüllt, dass selbst dieser so auf soziale Gerechtigkeit bedachte Kamprad ein Anwesen in Schweiz, ein Weingut in Frankreich besitzt und obendrein in der NS-Zeit mit der Idee des Faschismus gespielt hatte. Der Kapitalismus, so ist er eben. Es folgt der Niedergang des IKEA Gründers, woraufhin man gleich wieder alles bedauert und meint, das mit dem Faschismus habe er bestimmt nicht so gemeint. Es ist das einzige Mal, als das Auflachen aus dem Zuschauerraum nicht fröhlich, sondern angestrengt wirkt.
Ist es also nur ein flaches, lustiges Musikstück ohne inhaltlichen Tiefgang? Das glaube ich nicht. Es lässt einen lachen, dieses Musical, über sich selbst, über die Figuren, über den Kapitalismus. Und vielleicht bekämpft man ihn damit am besten: mit guter Laune, Ironie und wunderbarer Musik.
Marie Schwesinger
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