Oh wow! Ich habe noch kaum realisiert, dass das Stück begonnen hat, da hageln schon die Worte auf mich ein. Die plötzliche Flut an Sätzen über Freiheit, Selbstverwirklichung und Gesellschaftszwänge verschwimmt in Redeschwall und Akzentuierung, so dass das Ganze bald mehr wie ein Musical aus Sprechgesang wirkt. Bis man mal genauer hinhört auf das, was da gesprochen wird. Sicherlich: nicht alles von den Inhalten bleibt in so einer rasanten Inszenierung hängen, aber immer wieder dringen Fetzen durch, die mich zweifeln lassen, ob das Ganze nun mehr Gesang oder Gebrüll ist. Sowieso wird dem Zuschauer nicht viel zugeworfen, an das er sich festklammern kann. Die rustikale Bühne ragt so weit in den Zuschauerraum hinein, dass man nie ganz sicher ist, ob die zerfahrene Kommunikation, die da oben stattfindet nicht doch eigentlich dem Publikum gewidmet ist. Die Frage erübrigt sich spätestens als der Chor anfängt den Zuschauern bedrohlich zersägte Parolen zuzuwerfen. Das allein wirkt schon verstörend, dass dazwischen immer noch Choreographien zwischen Anmut und Militärparade geschaltet werden und die Mädchen in ihren Uniformen aussehen wie die Grady-Zwillinge, macht das Ganze nicht unbedingt leichter verdaulich.
Manch ein Zuschauer flüchtet sich ins Lachen, doch auch das wirkt irgendwie nicht richtig. Trotzdem: in der Skurrilität des doppelten Bodens liegt auch ein gewisser Humor, und das ist etwas, was ich im Theater viel zu selten sehe. Dass man bei allen künstlerischen Ambitionen auch ernst sein kann, ohne sich selbst allzu ernst zu nehmen. Und genau das wirkt hier so erfrischend und macht es umso einladender, die Inszenierung mit den eigenen Gedanken zu erweitern und sich zu erschließen.
Aber auch fern von aller geistigen Anstrengung geht das Stück auf. Die undeutliche Mehrfädigkeit ist so verstörend, dass ein mulmiges Gefühl das Mindeste ist, was im Magen zurückbleibt. Es funktioniert also auf beide Arten. Und gerade das ist das Tolle: ein Nach- und Weiterdenken, dass sich nicht anbiedert, sondern sich langsam einschleicht und dann nicht mehr
loslässt.
Nicolai Pudimat
Manch ein Zuschauer flüchtet sich ins Lachen, doch auch das wirkt irgendwie nicht richtig. Trotzdem: in der Skurrilität des doppelten Bodens liegt auch ein gewisser Humor, und das ist etwas, was ich im Theater viel zu selten sehe. Dass man bei allen künstlerischen Ambitionen auch ernst sein kann, ohne sich selbst allzu ernst zu nehmen. Und genau das wirkt hier so erfrischend und macht es umso einladender, die Inszenierung mit den eigenen Gedanken zu erweitern und sich zu erschließen.
Aber auch fern von aller geistigen Anstrengung geht das Stück auf. Die undeutliche Mehrfädigkeit ist so verstörend, dass ein mulmiges Gefühl das Mindeste ist, was im Magen zurückbleibt. Es funktioniert also auf beide Arten. Und gerade das ist das Tolle: ein Nach- und Weiterdenken, dass sich nicht anbiedert, sondern sich langsam einschleicht und dann nicht mehr
loslässt.
Nicolai Pudimat
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