Ich betrete den Salon und befinde mich in einer anderen Welt. Ein Pianist am Flügel. Er spielt Evergreens. Take me to the moon, strangers in the night, dada dada daa... Herr Ober, einen Cocktail bitte, schön exotisch. Draußen laue Sommernacht. Auf dem Tisch vor mir ein kleiner Teller mit Canapés, exquistite Köstlichkeiten für den Feinschmecker. Lachshäppchen, Schnittchen mit Gänseleberpastete, Suhsi, Kaviar. So kann man es sich gut gehen lassen. Da freut sich der Gourmet. Dazu noch ein guter Roter und der Abend ist perfekt. Doch wo bleibt eigentlich André?
Der Tisch für ihn und Wallace ist doch schon gedeckt und extra für die beiden reserviert.
Ah, da kommt ja Wallace, der Theaterautor. Aber von André noch immer keine Spur. Warten. Er wird doch seinen Freund nicht versetzen? Nein, da kommt er endlich. Etwas gehetzt, noch mit iPod-Stöpseln in den Ohren. Lässt sich noch schnell vom Kellner aus der Jacke helfen. Dann geht es los. Der schwüle Abend in der durch eine laute Klimaanlage (André störts auch) klimatisierten M&M-Bar des Maritim Hotels Reichshof nimmt seinen Lauf.
Der Regisseur André erzählt von seinen Grotowski-Workshops. Seiner Suche nach Sinn und Zweck des Lebens, des Künstlerdaseins, der eigenen Identität, dem Ich. Angst hat er. Vorm Leben. Vorm Tod. Grenzerfahrungen sucht er. Lässt sich lebendig begraben, um sich neu zu erfahren. Das Leben ein Trip, ein Rausch, ein Schweben. Wer bin ich und wenn ja, wie viele?
Was mach ich hier eigentlich fürn Scheiß? Das hat doch alles keinen Sinn. Immer diese Rollenmuster ausfüllen müssen. Die Rolle des Vaters, des Sohns, des Schülers, des Lehrers, des Onkels, des Chefs, des Angestellten, die Rolle des Partners. Die Lebensrolle.
Das Leben ein Schauspiel, aber ach, ein Schauspiel nur...
Das Leben, ganz wie es mir gefällt. Wie hieß es doch gleich schon bei Shakespeare?
"Die ganze Welt ist Bühne und alle Fraun und Männer bloße Spieler. Sie treten auf und gehen wieder ab, sein Leben lang spielt einer manche Rollen durch sieben Akte hin."
Dass nicht wirklich André Gregory vor mir sitzt, sondern der Schauspieler Jörn Knebel vergesse ich schnell. Das ist keine Theateraufführung mehr. Es ist ein Essen mit André. Man lauscht ihm. Denkt sich: Ja, so isses. Klatscht verblüfft über so wenig Theater und so viel Leben. Leben...
Um mit "Macbeth" zu schließen:
Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild;
Ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht
Sein Stündchen auf der Bühn' und dann nicht mehr
Vernommen wird; ein Märchen ist's, erzählt
Von einem Dummkopf voller Klang und Wut,
Das nichts bedeutet. (Shakespeare)
Ich bezahle und gehe hinaus in die laue Sommernacht. Kirchenallee, kein Broadway. Hamburg, nicht New York. Die Großstadt hat mich wieder. Leben. So what?
Julian Struck
Der Tisch für ihn und Wallace ist doch schon gedeckt und extra für die beiden reserviert.
Ah, da kommt ja Wallace, der Theaterautor. Aber von André noch immer keine Spur. Warten. Er wird doch seinen Freund nicht versetzen? Nein, da kommt er endlich. Etwas gehetzt, noch mit iPod-Stöpseln in den Ohren. Lässt sich noch schnell vom Kellner aus der Jacke helfen. Dann geht es los. Der schwüle Abend in der durch eine laute Klimaanlage (André störts auch) klimatisierten M&M-Bar des Maritim Hotels Reichshof nimmt seinen Lauf.
Der Regisseur André erzählt von seinen Grotowski-Workshops. Seiner Suche nach Sinn und Zweck des Lebens, des Künstlerdaseins, der eigenen Identität, dem Ich. Angst hat er. Vorm Leben. Vorm Tod. Grenzerfahrungen sucht er. Lässt sich lebendig begraben, um sich neu zu erfahren. Das Leben ein Trip, ein Rausch, ein Schweben. Wer bin ich und wenn ja, wie viele?
Was mach ich hier eigentlich fürn Scheiß? Das hat doch alles keinen Sinn. Immer diese Rollenmuster ausfüllen müssen. Die Rolle des Vaters, des Sohns, des Schülers, des Lehrers, des Onkels, des Chefs, des Angestellten, die Rolle des Partners. Die Lebensrolle.
Das Leben ein Schauspiel, aber ach, ein Schauspiel nur...
Das Leben, ganz wie es mir gefällt. Wie hieß es doch gleich schon bei Shakespeare?
"Die ganze Welt ist Bühne und alle Fraun und Männer bloße Spieler. Sie treten auf und gehen wieder ab, sein Leben lang spielt einer manche Rollen durch sieben Akte hin."
Dass nicht wirklich André Gregory vor mir sitzt, sondern der Schauspieler Jörn Knebel vergesse ich schnell. Das ist keine Theateraufführung mehr. Es ist ein Essen mit André. Man lauscht ihm. Denkt sich: Ja, so isses. Klatscht verblüfft über so wenig Theater und so viel Leben. Leben...
Um mit "Macbeth" zu schließen:
Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild;
Ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht
Sein Stündchen auf der Bühn' und dann nicht mehr
Vernommen wird; ein Märchen ist's, erzählt
Von einem Dummkopf voller Klang und Wut,
Das nichts bedeutet. (Shakespeare)
Ich bezahle und gehe hinaus in die laue Sommernacht. Kirchenallee, kein Broadway. Hamburg, nicht New York. Die Großstadt hat mich wieder. Leben. So what?
Julian Struck
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