Hamlet 25.06.2010 im Malersaal
Sein oder nicht sein ist hier natürlich die berühmte Eingangsfrage. Was ist der Mensch und wie viel Schuld und Trauer kann er ertragen bis zum Wahnsin? Alles wichtige Fragen, die in dieser Inszenierung auch nicht eindeutig beantwortet werden. Dafür sind Schauspieler vorzufinden, die scheinbar aufs Äußerste mit ihren Rollen verschmelzen. Thorsten Hierse überzeugt durch seine Leidenschaft, die nicht nur die Misslichkeit seiner Lage übermittelt, sondern auch zeitweise Humor und Ironie. Er spricht das Publikum szenenweise direkt an - welches dann Teil der „Mausefalle“ wird- aus welchem hin und wieder sein Freund Horatio erscheint, um dann wieder in der Masse zu verschwinden. Nadine Schwitters ist eine herrlich verzweifelte, irre und zerbrechliche Ophelia, die man gerne beschützen möchte. Das Bühnenbild bestehend aus mehreren runden Holzwänden geschmückt mit einigen Schmetterlingen, die die Vergänglichkeit symbolisieren könnten, bietet Dynamik für das Auf- und Abgehen der Schauspieler und das Verstecken voneinander oder auch vor sich selbst. Zudem entstehen Möglichkeiten für die ein oder andere Überraschungsszene, die in ihrer Innovation überzeugt. Jedoch will ich hier lieber nicht zu viel verraten...
In den ca. zwei Stunden war kaum ein Augenblick der Langeweile festzustellen. Dies lag jedoch auch enorm an der grandiosen MUSIK, die durch das Stück hindurch begleitete. So schöne Theatermusik habe ich lange nicht mehr gehört und man möchte gerne immer wieder Inszenierungen in Begleitung von Tobias Vethake und Thomas Esser ansehen. Zudem überzeugte die Passion der MusikerInnen, die durch die Durchmischung von Musik und Schauspiel übermittelt wurde und die Dramaturgie unterstrich. Nadine Schwitters spielt das Cello und die beiden Hauptmusiker an den dunklen Bühnenseiten erklimmen hin und wieder auch selbst das Podest, was vorwiegend in den humorvollen Szenen geschieht.
Dafür sei es auch verziehen, wenn einige vermeintlich wichtige Textstellen oder Zitate ausgespart wurden und der Fokus auf der Liebesbeziehung zwischen Ophelia und Hamlet liegt. Wenn am Ende des Abends nicht besonders viel vom Inhalt oder aufgeworfenen Kontroversen diskutiert werden kann, sondern eher das Schauspiel genossen werden soll, ohne dass es purer Unterhaltung gleicht. Letztlich steht also die Kunst als sie selbst im Vordergrund. Verwendet werden dafür der schauspielende Körper, die Stimme und selbst gemachte Musik. Zum Glück gibt es keine Videoinstallation oder sonstigen Schnick-Schnack. Die Schlichtheit wird durch Ausdruck, Verse und Töne gefüllt.
Am Ende ist das Publikum begeistert, welches bunt durchmischt ist von jungen und älteren Menschen; Paaren, Gruppen und Alleinigen, die sich an diesem schönen Sommertag ins Schauspielhaus wagten.
Teilweise denkt man sich, dass die ein oder andere Szene -besonders von Thorsten Hierse- zu groß gespielt wird, zu groß für die kleine Bühne. Andererseits gibt es für diese Expressionen auch noch die Variante Hamlet XXL im großen Haus und dennoch frage ich mich erneut warum ich nicht häufiger in den Malersaal gehe. Hier wird man nicht nur selten enttäuscht, sondern freut sich sogar über moderne Ausuferungen von Klassikern, weil es passt und gerade heute wurde ich wieder mit einer äußerst befriedigenden Antwort überschüttet, warum ich ins Theater gehe und was Theater als Kunstform alles ausdrücken und vermitteln kann. Also: Hingehen, anschauen und Ohren spitzen!
Lea Toporan
Sein oder nicht sein ist hier natürlich die berühmte Eingangsfrage. Was ist der Mensch und wie viel Schuld und Trauer kann er ertragen bis zum Wahnsin? Alles wichtige Fragen, die in dieser Inszenierung auch nicht eindeutig beantwortet werden. Dafür sind Schauspieler vorzufinden, die scheinbar aufs Äußerste mit ihren Rollen verschmelzen. Thorsten Hierse überzeugt durch seine Leidenschaft, die nicht nur die Misslichkeit seiner Lage übermittelt, sondern auch zeitweise Humor und Ironie. Er spricht das Publikum szenenweise direkt an - welches dann Teil der „Mausefalle“ wird- aus welchem hin und wieder sein Freund Horatio erscheint, um dann wieder in der Masse zu verschwinden. Nadine Schwitters ist eine herrlich verzweifelte, irre und zerbrechliche Ophelia, die man gerne beschützen möchte. Das Bühnenbild bestehend aus mehreren runden Holzwänden geschmückt mit einigen Schmetterlingen, die die Vergänglichkeit symbolisieren könnten, bietet Dynamik für das Auf- und Abgehen der Schauspieler und das Verstecken voneinander oder auch vor sich selbst. Zudem entstehen Möglichkeiten für die ein oder andere Überraschungsszene, die in ihrer Innovation überzeugt. Jedoch will ich hier lieber nicht zu viel verraten...
In den ca. zwei Stunden war kaum ein Augenblick der Langeweile festzustellen. Dies lag jedoch auch enorm an der grandiosen MUSIK, die durch das Stück hindurch begleitete. So schöne Theatermusik habe ich lange nicht mehr gehört und man möchte gerne immer wieder Inszenierungen in Begleitung von Tobias Vethake und Thomas Esser ansehen. Zudem überzeugte die Passion der MusikerInnen, die durch die Durchmischung von Musik und Schauspiel übermittelt wurde und die Dramaturgie unterstrich. Nadine Schwitters spielt das Cello und die beiden Hauptmusiker an den dunklen Bühnenseiten erklimmen hin und wieder auch selbst das Podest, was vorwiegend in den humorvollen Szenen geschieht.
Dafür sei es auch verziehen, wenn einige vermeintlich wichtige Textstellen oder Zitate ausgespart wurden und der Fokus auf der Liebesbeziehung zwischen Ophelia und Hamlet liegt. Wenn am Ende des Abends nicht besonders viel vom Inhalt oder aufgeworfenen Kontroversen diskutiert werden kann, sondern eher das Schauspiel genossen werden soll, ohne dass es purer Unterhaltung gleicht. Letztlich steht also die Kunst als sie selbst im Vordergrund. Verwendet werden dafür der schauspielende Körper, die Stimme und selbst gemachte Musik. Zum Glück gibt es keine Videoinstallation oder sonstigen Schnick-Schnack. Die Schlichtheit wird durch Ausdruck, Verse und Töne gefüllt.
Am Ende ist das Publikum begeistert, welches bunt durchmischt ist von jungen und älteren Menschen; Paaren, Gruppen und Alleinigen, die sich an diesem schönen Sommertag ins Schauspielhaus wagten.
Teilweise denkt man sich, dass die ein oder andere Szene -besonders von Thorsten Hierse- zu groß gespielt wird, zu groß für die kleine Bühne. Andererseits gibt es für diese Expressionen auch noch die Variante Hamlet XXL im großen Haus und dennoch frage ich mich erneut warum ich nicht häufiger in den Malersaal gehe. Hier wird man nicht nur selten enttäuscht, sondern freut sich sogar über moderne Ausuferungen von Klassikern, weil es passt und gerade heute wurde ich wieder mit einer äußerst befriedigenden Antwort überschüttet, warum ich ins Theater gehe und was Theater als Kunstform alles ausdrücken und vermitteln kann. Also: Hingehen, anschauen und Ohren spitzen!
Lea Toporan
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