...So auch im Schauspielhaus in Form eines kleinen Theaterwunders. Dort bricht Erik Gedeon mit allen Erwartungen auf einen lustigen, musikalisch abwechslungsreichen, leicht zu goutierenden Abend. Kein Abba-Abend a la Mamma Mia. Er verweigert sich dem gefälligen Mitklatsch-Bedürfnis mancher U und E-Kunst-Klassifizierer. Stattdessen fast durchkomponierte Choräle, Volkslied, Rezitativ. I-K-E-A. Diesem Mysterium versucht sich der Abend durchaus mit Komik, zunehmend aber auch mit einer bedrohlichen Ernsthaftigkeit zu nähern, dass des Kritikers Nachbarn schonmal ungeduldig erwägen, den Saal vorzeitig zu verlassen. Konsequent wird die Geschichte zu Ende erzählt. Auch vor der faschistischen Vergangenheit wird nicht halt gemacht. Da bleibt so manches Mal der Lacher im Halse stecken. Das großartige Ensemble singt und tanzt und springt. Dieser satirische Abgesang auf den Kapitalismus klingt nach. Die eingangs erwähnten Nachbarn applaudierten nicht, verließen dann endlich den Saal, der Rest klatschte frenetisch Beifall. Vielleicht, wenn man sich darauf einlässt, Gedeons bester Abend, dieses Wunder.
Julian Struck
Julian Struck
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