Freitag, 26. März 2010

„Ich tat es, weil ich es konnte“

18.03.10 Schauspielhaus Premiere Punk Rock

Puh – was hält man davon? Die Thematik rund um die Vorgeschichte zu einem Amoklauf ist alles andere als neu. Tausend Mal gesehen, gehört und drüber nachgedacht. Die Charaktere sind überzeichnet, und sie nerven. Sie alle haben mich stereotypisch genervt. Doch geht es vielleicht genau darum: Es an die Spitze zu treiben und somit eine (oder sogar die?) Ursachenkette zu erkennen, die zu dem Blutbad führt? Da macht man es sich allerdings zu einfach.
Aber von vorne: Der Anfang überzeugt! Während die Zuschauer Platz nehmen, spielen die Schauspieler oder die Figuren auf der Bühne Tischtennis. Super Idee. Das Zugucken macht Appetit auf mehr. Sind es die Schauspieler, die spielen? Oder bereits die Figuren? Versucht, das herauszufinden, verfolge ich die Bälle, stets wissend, dass das kein durchgeplanter szenischer Ablauf sein kann. Durch die Art, wie die Spieler miteinander umgehen, kann man bereits eine ganze Menge über Beziehungen zwischen ihnen lernen. Dachte ich. Davon findet sich allerdings wenig im Stück wieder. Das legt die Feststellung nahe, dass es tatsächlich die Schauspieler sind, die Tischtennisspielen und die Bühne in dem Moment zum Backstage-Raum wird. Toll! Die Geschichte rund um die wohlhabende Jugend plätschert dann so dahin. Vieles ist vorhersehbar. Obwohl die Schauspieler die Figuren mit Leben füllen und vor allem Sören Wunderlich den Amokläufer William zu seiner Figur macht und obwohl die Sätze duellartig hin und her geschossen werden, will der Funke nicht recht überspringen. Berührt, wenn der „Streber“ gedemütigt wird, geschockt, wenn William tatsächlich seine Pistole lädt – klar, das sind normale Reaktionen. Doch das sind keine neuen Gefühle, keine Aha-Effekte, keine Irritationen. Die einzige Irritation fühle ich am Schluss. Wenn der Amokläufer dem Publikum, das die Rolle eines Arztes einnimmt, gegenübersitzt. Er stellt Fragen und er beantwortet. Er sagt „Ich tat es, weil ich es konnte“. Aha, so sieht es also aus. Die Ursachenkette, die zuvor als unumstößliches Gerüst aufgebaut wurde, gerät ins Wanken. Dieser Moment ist toll. Und er sorgt dafür, dass „Punk Rock“ trotz der durchsichtigen Geschichte in mir nachhallt.

Frederieke Köver

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