Nachrichten aus der ideologischen Antike. Bereits der Titel des Stücks weckt interessante Assoziationen und doch weiß man nicht so recht, was man sich darunter vorstellen soll.
Insofern saß ich etwas skeptisch und unvorbereitet im Malersaal und war gespannt. Gespannt darauf zu erfahren welche Inhalte vermittelt werden würden und beantwortet zu bekommen was Horror denn bitteschön mit Marx zu tun hat?!
Die „Nachrichten aus der ideologischen Antike“ sind ursprünglich ein mehrstündiges Filmwerk von Alexander Kluge, welches Karl Marx und insbesondere die Theorien seines Kapitals thematisiert und durch viele Interviews analysiert.
Diesen Film, an welchem auch einige Schauspieler des hiesigen Stücks beteiligt waren, setzt Kluge nun mit Elementen des Grand- Guignol um. Das Grand- Guignol war eine Theater in Paris, das zwischen 1895 und 1962 insbesondere durch grotesk-triviale Horrorstücke erfolgreich war. Letztlich wurde es geschlossen, da die Inszenierungen nach dem zweiten Weltkrieg als pietätlos aufgefasst wurden.
Nach einem einleitenden Animationsfilm, in dem eine Knetpuppe die Hauptrolle spielt, und wenigen Szenen wurde deutlich, dass an diesem Montagabend ein gutes Theaterstück serviert wird, das allerlei zu bieten hat. Auch vieles, was nicht immer innerhalb eines Stücks so gut harmoniert: Horror, Unterhaltung, Verweise auf historisch wertvolle Texte, politische Anspielung und einen Musiker auf der Bühne.
In der linken Ecke ist ein riesiger Käfig mit einem Vogelbewohner -gespielt von Samuel Weiss- rechts ein Spiegel. Hin und her tummeln sich ein Arzt mit seiner Operationsliege, die Meerjungfrau und der Mann ohne Kopf sowie die Frau mit den zwei Köpfen.
Der Verlauf des Abends erfolgt episodisch, das passt auch zum Schreibstil Alexander Kluges. Er arbeitet mit Montagetechniken, die eine kugelförmige Dramaturgie erlauben, wie es hinterher im Publikumsgespräch erläutert wurde.
In den unterschiedlichen Episoden werden Operationen durchgeführt, der Mann verliert seinen Kopf -sogar einige Male hintereinander- und der Vogel wird erstochen, Blut spritzt. Doch neben diesen grotesken Horrorszenen geht es stets darum Inhalte zu vermitteln, große Worte zu zitieren und die Hoffnung auf den Sinn der Utopie zu bestärken. Dadurch werden beim Zuschauer zu genüge Assoziationen geweckt und er wird mitgenommen auf eine gedankliche Reise, teilweise unterstützt, teilweise gestört durch den Horror. Der Inhalt all dessen lässt sich schwer zusammenfassen, es ist vielmehr ein Erlebnis mit intellektueller Unterfütterung.
Insgesamt ist es ein außergewöhnlicher Theaterabend mit guten SchauspielerInnen und tollen Kostümen, der dynamisch und unterhaltend abläuft, dabei jedoch nicht ins Banale fällt. Auch wird man Neugierig auf Kluges Bücher und Filme und merkt hin und wieder, dass eine Vorablektüre an einigen Stellen nicht geschadet hätte.
Zwischenzeitlich wünscht man sich bei den Proben dabei gewesen zu sein, auch um zu verstehen warum gewisse Dinge genau so in Szene gesetzt wurden.
Durch die vielen unterschiedlichen Facetten wurde wieder ins Gedächtnis gerufen und hinzugelernt was Theater alles sein kann und wie es mitunter früher gewesen ist.
Gleichzeitig wird der innere Appell etwas lauter, sich endlich gründlicher und passend zur Wirtschaftskrise mit dem „Kapital“ auseinander zusetzen und auch mehr von Kevin Rittberger, wie etwa „Hunger nach Sinn“ anzuschauen.
Lea Toporan
Insofern saß ich etwas skeptisch und unvorbereitet im Malersaal und war gespannt. Gespannt darauf zu erfahren welche Inhalte vermittelt werden würden und beantwortet zu bekommen was Horror denn bitteschön mit Marx zu tun hat?!
Die „Nachrichten aus der ideologischen Antike“ sind ursprünglich ein mehrstündiges Filmwerk von Alexander Kluge, welches Karl Marx und insbesondere die Theorien seines Kapitals thematisiert und durch viele Interviews analysiert.
Diesen Film, an welchem auch einige Schauspieler des hiesigen Stücks beteiligt waren, setzt Kluge nun mit Elementen des Grand- Guignol um. Das Grand- Guignol war eine Theater in Paris, das zwischen 1895 und 1962 insbesondere durch grotesk-triviale Horrorstücke erfolgreich war. Letztlich wurde es geschlossen, da die Inszenierungen nach dem zweiten Weltkrieg als pietätlos aufgefasst wurden.
Nach einem einleitenden Animationsfilm, in dem eine Knetpuppe die Hauptrolle spielt, und wenigen Szenen wurde deutlich, dass an diesem Montagabend ein gutes Theaterstück serviert wird, das allerlei zu bieten hat. Auch vieles, was nicht immer innerhalb eines Stücks so gut harmoniert: Horror, Unterhaltung, Verweise auf historisch wertvolle Texte, politische Anspielung und einen Musiker auf der Bühne.
In der linken Ecke ist ein riesiger Käfig mit einem Vogelbewohner -gespielt von Samuel Weiss- rechts ein Spiegel. Hin und her tummeln sich ein Arzt mit seiner Operationsliege, die Meerjungfrau und der Mann ohne Kopf sowie die Frau mit den zwei Köpfen.
Der Verlauf des Abends erfolgt episodisch, das passt auch zum Schreibstil Alexander Kluges. Er arbeitet mit Montagetechniken, die eine kugelförmige Dramaturgie erlauben, wie es hinterher im Publikumsgespräch erläutert wurde.
In den unterschiedlichen Episoden werden Operationen durchgeführt, der Mann verliert seinen Kopf -sogar einige Male hintereinander- und der Vogel wird erstochen, Blut spritzt. Doch neben diesen grotesken Horrorszenen geht es stets darum Inhalte zu vermitteln, große Worte zu zitieren und die Hoffnung auf den Sinn der Utopie zu bestärken. Dadurch werden beim Zuschauer zu genüge Assoziationen geweckt und er wird mitgenommen auf eine gedankliche Reise, teilweise unterstützt, teilweise gestört durch den Horror. Der Inhalt all dessen lässt sich schwer zusammenfassen, es ist vielmehr ein Erlebnis mit intellektueller Unterfütterung.
Insgesamt ist es ein außergewöhnlicher Theaterabend mit guten SchauspielerInnen und tollen Kostümen, der dynamisch und unterhaltend abläuft, dabei jedoch nicht ins Banale fällt. Auch wird man Neugierig auf Kluges Bücher und Filme und merkt hin und wieder, dass eine Vorablektüre an einigen Stellen nicht geschadet hätte.
Zwischenzeitlich wünscht man sich bei den Proben dabei gewesen zu sein, auch um zu verstehen warum gewisse Dinge genau so in Szene gesetzt wurden.
Durch die vielen unterschiedlichen Facetten wurde wieder ins Gedächtnis gerufen und hinzugelernt was Theater alles sein kann und wie es mitunter früher gewesen ist.
Gleichzeitig wird der innere Appell etwas lauter, sich endlich gründlicher und passend zur Wirtschaftskrise mit dem „Kapital“ auseinander zusetzen und auch mehr von Kevin Rittberger, wie etwa „Hunger nach Sinn“ anzuschauen.
Lea Toporan
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