Freitag, 12. März 2010

Türme, Türme und schwindelnde Höhen?

Baumeister Solness, Regie: Martin Kusej, Deutsches Schauspielhaus Hamburg, 3.3.10

„Wenn das Haus fertig ist, so kommt der Tod“. Dieses Sprichwort hatte schon in den Buddenbrooks eine zentrale Bedeutung, doch an diesem Theaterabend versucht der Baumeister Solness alles daran zu setzen, diesem scheinbar sicheren Tod zu entkommen. Er kämpft. Gegen sich, gegen seine Begierden, gegen die Einsamkeit, gegen die Zweisamkeit mit seiner Frau und vor allem kämpft er mit der Jugend, die in Person der jungen Hilde Wange an seine Tür klopft. Der Kampf ist nicht einfach und das Zuschauen ebenso wenig. Durch Blackouts und Szenenwechsel aus dem Fluss gerissen, muss man als Zuschauer immer wieder von neuem den Faden aufnehmen, wo sind wir, wann sind wir? Dauert der Umbau nur länger oder ist das jetzt der Schluss?
Es ist ein gewisses Gefühl der Unzufriedenheit, welches sich im Laufe des Stückes aufbaut und welches ich mitnehme.
Die Leistung der Schauspieler war sehr gut, besonders betonen muss man da Werner Wölbern als Solness und Katharina Schmidt als Hilde Wange, doch die dringende Frage bleibt: Was will mir dieser Solness sagen? Und wogegen genau kämpft er denn im Endeffekt? Gegen das Schicksal und dem ihm im Nacken sitzenden Teufel und das schlechte Gewissen? Kämpft er gegen den offenbar nicht glücklichen Umstand seiner Ehe oder sucht er nach Glück, nach Lebensfreude? Solness ist sich und mir abhanden gekommen im Paletten-Häuser-Meer (tolles Bühnenbild von Martin Zehentgruber). Im Laufe der Inszenierung arbeitet Regisseur Martin Kušej viel mit Standbildern, welche die Beziehungen der Figuren untereinander durch einfache Mittel klar zeigte. Doch hoben diese Bilder die Geschichte auch auf eine sehr künstliche Ebene, so dass ich selten das Gefühl hatte, dass das Geschehen mich, den Zuschauer, aber auch mich persönlich anginge.

Marie Schwesinger

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen