„Ich habe das Gefühl, dies wird der beste Theaterabend, der je aus einem Kanaldeckel herausgesprozelt kam“, krächzt das Affenwesen aus einem Gullideckel mitten auf der Bühne des Großen Hauses zu Beginn des Stückes „Dorfpunks – Blüten der Gewalt“ hervor und ich muss zugeben, dass ich dieses Gefühl zunächst nicht in mir verspürte.
Als sich jedoch mein urkindliches Verlangen nach einem verspielten, ausgetüftelten und detailreichen Bühnenbild zu erfüllen versprach, verwandelte sich diese Skepsis schnell in Wohlgefallen.
Dieser Wunsch wird zunächst durch die durchaus raffinierte Darstellung des routinemäßig langweiligen Alltaglebens der Dorfbewohner erfüllt, welche wie der Mechanismus einer Spieluhr anmutet: Vor der Kleinstadtkulisse, die im Laufe des Stückes wie ein Adventskalender immer neue Fenster und Türen teils versteckt bereithält, werden immer gleiche Bahnen gezogen, immer gleiche Handlungen vollstreckt. Lediglich die Spieluhrästhetik ist bei den betrunkenen, sich erbrechenden, dahindämmernden Jugendlichen nicht gegeben.
Die Flucht aus dieser Tristesse wird über die Verwandlung zum Punk erhofft. Ein Ausbruchsversuch, der nicht so recht gelingt, dem Publikum allerdings die zweite Herzhälfte des Bühnebildes schenkt, da bei dieser Produktion die Drehbühne des Großen Hauses vollständig genutzt wird: unter einer Autobahnbrücke wird eine Landschaft dargestellt, die von Kreaturen besiedelt wird, deren Existenz verrät, dass sich auch der ein oder andere Kostümbildner beherzt ausgetobt hat. Als Indiz möchte ich Achim Buch anführen, der als riesige, liebevoll zurechtgemachte Schnecke verkleidet, vergeblich eine Felswand hinaufzuklettern versucht.
Vor einem offenbart sich wahrlich eine Spielwiese für Schauspieler. Ich habe es im Theater noch nie erlebt, dass die Darsteller die Charaktere mit so offensichtlich viel Freude zum Leben erwecken. Das Stück scheint in solcher Hochstimmung gespielt, dass man nicht zu unterscheiden vermag, welches Lachen im Skript steht – und welches von Herzen kommt.
Ein derartiges Lachen fiele insbesondere nicht schwer, da ein Großteil der Texte so von Reimen durchdrungen ist, als hätte Ringelnatz mit Herzblut Dorfklischees des Alltaglebens in Lyrik verbastelt, die jedoch keinesfalls für Kinder geeignet ist.
Bei so viel Entzücken stellt sich jedoch immer wieder die Frage, in welchem Maße die Arroganz des Großstädters bedient wird, der sich eine Karikatur vom Leben im Kaff erschaffen hat oder inwieweit Teilrealitäten abgebildet werden. Jeder Leser, der in einem dieser Orte aufwuchs und seine Meinung zum etwaigen Wahrheitsgehalt der Darstellung veräußern möchte, ist herzlich aufgefordert, dies in einem Kommentar zu tun! Womöglich merkt man nämlich erst beim vielen Lachen, wie sehr man von diesen Klischeevorstellungen infiltriert ist.
An diesem Stück hatten nicht nur die Zuschauer, sondern höchstwahrscheinlich auch Bühnenbildner, Kostümbildner sowie Schauspieler ihren Spaß, demnach muss ich im Endeffekt dem Affenwesen Recht geben: Es gab noch keinen besseren Theaterabend, der je aus einem Kanaldeckel herausgesprotzelt kam.
Als sich jedoch mein urkindliches Verlangen nach einem verspielten, ausgetüftelten und detailreichen Bühnenbild zu erfüllen versprach, verwandelte sich diese Skepsis schnell in Wohlgefallen.
Dieser Wunsch wird zunächst durch die durchaus raffinierte Darstellung des routinemäßig langweiligen Alltaglebens der Dorfbewohner erfüllt, welche wie der Mechanismus einer Spieluhr anmutet: Vor der Kleinstadtkulisse, die im Laufe des Stückes wie ein Adventskalender immer neue Fenster und Türen teils versteckt bereithält, werden immer gleiche Bahnen gezogen, immer gleiche Handlungen vollstreckt. Lediglich die Spieluhrästhetik ist bei den betrunkenen, sich erbrechenden, dahindämmernden Jugendlichen nicht gegeben.
Die Flucht aus dieser Tristesse wird über die Verwandlung zum Punk erhofft. Ein Ausbruchsversuch, der nicht so recht gelingt, dem Publikum allerdings die zweite Herzhälfte des Bühnebildes schenkt, da bei dieser Produktion die Drehbühne des Großen Hauses vollständig genutzt wird: unter einer Autobahnbrücke wird eine Landschaft dargestellt, die von Kreaturen besiedelt wird, deren Existenz verrät, dass sich auch der ein oder andere Kostümbildner beherzt ausgetobt hat. Als Indiz möchte ich Achim Buch anführen, der als riesige, liebevoll zurechtgemachte Schnecke verkleidet, vergeblich eine Felswand hinaufzuklettern versucht.
Vor einem offenbart sich wahrlich eine Spielwiese für Schauspieler. Ich habe es im Theater noch nie erlebt, dass die Darsteller die Charaktere mit so offensichtlich viel Freude zum Leben erwecken. Das Stück scheint in solcher Hochstimmung gespielt, dass man nicht zu unterscheiden vermag, welches Lachen im Skript steht – und welches von Herzen kommt.
Ein derartiges Lachen fiele insbesondere nicht schwer, da ein Großteil der Texte so von Reimen durchdrungen ist, als hätte Ringelnatz mit Herzblut Dorfklischees des Alltaglebens in Lyrik verbastelt, die jedoch keinesfalls für Kinder geeignet ist.
Bei so viel Entzücken stellt sich jedoch immer wieder die Frage, in welchem Maße die Arroganz des Großstädters bedient wird, der sich eine Karikatur vom Leben im Kaff erschaffen hat oder inwieweit Teilrealitäten abgebildet werden. Jeder Leser, der in einem dieser Orte aufwuchs und seine Meinung zum etwaigen Wahrheitsgehalt der Darstellung veräußern möchte, ist herzlich aufgefordert, dies in einem Kommentar zu tun! Womöglich merkt man nämlich erst beim vielen Lachen, wie sehr man von diesen Klischeevorstellungen infiltriert ist.
An diesem Stück hatten nicht nur die Zuschauer, sondern höchstwahrscheinlich auch Bühnenbildner, Kostümbildner sowie Schauspieler ihren Spaß, demnach muss ich im Endeffekt dem Affenwesen Recht geben: Es gab noch keinen besseren Theaterabend, der je aus einem Kanaldeckel herausgesprotzelt kam.
Kathrin Dittrich
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