Mittwoch, 21. April 2010

Vom Warten auf den Doppelselbstmord

Ein tolles Bühnenbild! Wirklich, beeindruckende und im Gedächtnis bleibende Bilder. Das war allerdings auch schon fast alles Erfreuende, das die Romeo und Julia-Inszenierung zu bieten hat. Und das auch nur für die erste Hälfte. Nach der Pause zieht sich die Handlung furchtbar in die Länge. Vorteil und Nachteil zugleich: Jeder kennt das Ende. Und ich habe gewartet. Gewartet darauf, dass er endlich das Gift trinkt und sie sich daraufhin den Dolch in die Brust rammt. Sicher, einiges war ganz nett: Die Fehde als wabernde, undurchdringliche Brut. Oder auch die unstereotype zickige und so gar nicht zerbrechlich wirkende Julia. Nette Ideen. Nett. Mehr eben auch nicht. Zumal mit späterer Stunde der Eindruck entsteht, die netten Ideen wären nun auch noch ausgegangen. Keine Überraschungen, keine Irritationen. Bis auf Bruder Lorenzo, mit viel Humor und Distanz gespielt von einer dünnen, glatzkopfigen Frau. Doch auch das konnte die Inszenierung nicht zu dem machen, was ich mir im Vorfeld erhofft habe: Mehr herauszuholen aus der etwas abgenutzten Liebesgeschichte, sie heranzuholen und aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. Vielleicht ist das aber auch überhaupt nicht mehr möglich. Mag sein. Das alles ändert jedoch nichts daran, dass die Inszenierung mehr Antrieb hätte haben können, weniger Seichtheit und damit mehr Tiefe. Und weniger von dem ganzen Netten. Mehr Romeo. Und mehr Julia. Und auch mehr Liebe. Doch das mag ein generelles Problem der Shakespearschen Vorlage sein. Dies kann man der Inszenierung allerdings zu Gute halten: An die dramatische Vorlage hat sie sich gehalten. Oder war genau das das Problem? Ich weiß es nicht. Schlimmer: Das, was ich da gesehen habe, hat mir keine Lust darauf gemacht, über derartige Fragen nachzudenken. Zu bemüht und deswegen am Ende ohne Chance. Da gilt: „For never was a story of more woe than this of Juliet and her Romeo”.

Frederieke Köver

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