Freitag, 30. April 2010

Hat der Haifisch noch Zähne?

Schauspielhaus, 24.04.10, Premiere "Die Dreigroschenoper"

Klar hat er die! ...jedenfalls dort wo man sie erwartet. Aber vielleicht hat er doch nicht immer ein volles Gebiss an einem Premierenabend der “Dreigroschenoper“ im Schauspielhaus. Darauf hätte ich voller Vorfreude zwar gewiss spekuliert, jedoch konnte ich leider nicht besonders befriedigt und -wie so oft nach schönen Theaterabenden- beflügelt auf meinem Weg durch die milde Frühlingsnacht fort spazieren. Vermutlich waren die Erwartungen auch etwas zu hoch bei der Kombination von Brecht, der Dreigroschenoper und dem Schauspielhaus. Dieses Mal konnte jedoch auch nicht mein Gewissen das ungenügende Nachgefühl wettmachen, bei dem Versuch die Frage zu beantworten, ob ich die Kunst, die auf der Bühne stattfand, einfach nicht verstanden habe. Das Publikum schrie am Ende der Vorstellung zwar unbeirrt Bravorufe von den Balkonen hinunter und applaudierte fleißig. Aber mir hat sie Inszenierung ganz einfach nicht zugesagt. Ich fragte mich, was bitteschön die Kernaussage sein sollte? Während des Stücks habe ich mich sehr danach gefühlt, als ob ich gerade gut unterhalten werde. Was zwischenzeitlich dann leider auch nicht mehr ganz funktionierte. Aber bei Brecht erwarte ich ohnehin mehr als Unterhaltung: etwas Gesellschaftskritik und politische Aussagekräftigkeit. Auch diese Komponenten blieben etwas halbherzig. Natürlich muss man nicht jedes Stück auf die aktuelle Situation umschreiben, davon gab es in der letzten Zeit viele Versuche, aber etwas, was einem ins Ohr stößt und worüber man später nachdenken und diskutieren möchte, hätte gewagt werden können. Vielleicht muss ich aber auch einsehen, dass die Musik der Dreigroschenoper dem Plot in seiner Qualität einfach weit voraussprintet. Denn die ins Bühnenbild integrierten Musiker waren in der Tat toll und sorgten für die Glücksgefühle die Kurt Weills Lieder durch ihre Kraft auslösten. Natürlich waren auch die SchauspielerInnen in ihrem Element und sangen sich teilweise die Seele aus dem Leib, was zu vermehrtem Szenenapplaus aufforderte. Jarg Pataki hat gewiss viel Arbeit in dieses Stück gesteckt. Um Muisik, Schauspiel und das unstete Bühnenbild, dass aus einem Strand, Steinen, einem Metallpodest und halb Nackten von Meckie umgelegten Leichen und gleichzeitig lebendigen Protagonisten bestand, zum harmonisieren zu bringen. Viel musste bedacht werden, dafür habe ich natürlich Respekt. Letztlich blieb es für mich allerdings ein Theaterabend, der okay war, aber nicht lange in meinen Gedanken verharren wird.

Lea Toporan

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