Schauspielhaus, 24.4.2010, Premiere Die Dreigroschenoper
„Bravo! Bravo! Bravo!“
„Zugabe!“
„Grandios!“
All das und euphorischer Beifall. Nach der Vorstellung vor der Tür: „Das war mal wieder klasse“. So so. Langsam, je mehr Schauspielhaus-Vorstellungen ich besuche, beschleicht mich die Vermutung, dass dessen Zuschauer alles phänomenal, großartig und exorbitant wun-dervoll finden. Theater ist wohl = gut! Teilweise haben sie da bei Jarg Patakis Inszenierung der Dreigroschenoper sogar Recht. Und das, obwohl Regisseur und Ensemble mit dieser Pro-duktion ein Wagnis eingegangen sind: Brecht. Der große Brecht, der Meister des epischen Theaters, Desillusionierung, Verfremdung, Irritation. Alles, was gefällt. Und das gefiel größ-tenteils auch am Samstagabend. Brechtsche Momente sind durchaus vorhanden, wohldosiert, nicht überdreht und nicht zu gewollt. So gehen beispielsweise (fast) alle Dialoge ins Publi-kum. Spannung überträgt sich von der Bühne auf den Zuschauerraum, sogar bis in den zwei-ten Rang. Auch auf der Bühne werden vor allem durch die ständige Präsenz aller Figuren be-eindruckende epische Spannungsfelder und energetische Bögen dargeboten. Die Geschichte erzählt sich so fast von alleine. Das Bühnenbild ist was für’s Auge – mehr allerdings auch nicht. Die inhaltliche Bedeutung des Gerüstkonstruktes in der Mitte der Bühne erschließt sich leider nicht immer. Dafür sieht es wenigstens schön aus, wie die Schauspieler daran herum-turnen, mit Seilen spielen oder aus dem darunterliegenden Loch herauskrabbeln. Tolle Arbeit leisten sie. Stimmgewaltig präsentieren sie die wunderbaren Weill‘schen Lieder, immer dar-auf bedacht, jede Stimmung einzufangen. Das kommt auch im Publikum an, das mehrfach Szenenapplaus spendet. Schade ist allerdings, dass keine Entwicklung zu sehen ist. Weder auf der Bühne noch im Empfinden des Zuschauers. Hinzu kommen die seltsamen Kostüme: Weiß und beige. Strumpfhosen und nackte Oberkörper. Sinnvoll wird das nur im Kontrast zu den ebenfalls immer auf der Bühne anwesenden, schwarzgekleideten Musikern. Keine neue Idee, aber trotzdem sehr wirkungsvoll. Das Zusammenspiel und die Positionierung der Musiker und Schauspieler sind sehr gelungen. Faszinierend ebenfalls, dass der Zuschauer sich ständig ent-scheiden kann, was er begutachten möchte: Die fertige Instrumentalversion, zu der die Schau-spieler singen, oder aber die Produktion der selbigen durch die Musiker und damit den Ent-stehungsprozess. Natürlich sind die bekannten Ohrwürmer dabei, die auch lange nach Verlas-sen des Theaters nicht heraus kriechen wollen. Dennoch: Trotz der vereinzelt sehr starken Momente hat es mich nicht umgehauen.
Frederieke Köver
„Bravo! Bravo! Bravo!“
„Zugabe!“
„Grandios!“
All das und euphorischer Beifall. Nach der Vorstellung vor der Tür: „Das war mal wieder klasse“. So so. Langsam, je mehr Schauspielhaus-Vorstellungen ich besuche, beschleicht mich die Vermutung, dass dessen Zuschauer alles phänomenal, großartig und exorbitant wun-dervoll finden. Theater ist wohl = gut! Teilweise haben sie da bei Jarg Patakis Inszenierung der Dreigroschenoper sogar Recht. Und das, obwohl Regisseur und Ensemble mit dieser Pro-duktion ein Wagnis eingegangen sind: Brecht. Der große Brecht, der Meister des epischen Theaters, Desillusionierung, Verfremdung, Irritation. Alles, was gefällt. Und das gefiel größ-tenteils auch am Samstagabend. Brechtsche Momente sind durchaus vorhanden, wohldosiert, nicht überdreht und nicht zu gewollt. So gehen beispielsweise (fast) alle Dialoge ins Publi-kum. Spannung überträgt sich von der Bühne auf den Zuschauerraum, sogar bis in den zwei-ten Rang. Auch auf der Bühne werden vor allem durch die ständige Präsenz aller Figuren be-eindruckende epische Spannungsfelder und energetische Bögen dargeboten. Die Geschichte erzählt sich so fast von alleine. Das Bühnenbild ist was für’s Auge – mehr allerdings auch nicht. Die inhaltliche Bedeutung des Gerüstkonstruktes in der Mitte der Bühne erschließt sich leider nicht immer. Dafür sieht es wenigstens schön aus, wie die Schauspieler daran herum-turnen, mit Seilen spielen oder aus dem darunterliegenden Loch herauskrabbeln. Tolle Arbeit leisten sie. Stimmgewaltig präsentieren sie die wunderbaren Weill‘schen Lieder, immer dar-auf bedacht, jede Stimmung einzufangen. Das kommt auch im Publikum an, das mehrfach Szenenapplaus spendet. Schade ist allerdings, dass keine Entwicklung zu sehen ist. Weder auf der Bühne noch im Empfinden des Zuschauers. Hinzu kommen die seltsamen Kostüme: Weiß und beige. Strumpfhosen und nackte Oberkörper. Sinnvoll wird das nur im Kontrast zu den ebenfalls immer auf der Bühne anwesenden, schwarzgekleideten Musikern. Keine neue Idee, aber trotzdem sehr wirkungsvoll. Das Zusammenspiel und die Positionierung der Musiker und Schauspieler sind sehr gelungen. Faszinierend ebenfalls, dass der Zuschauer sich ständig ent-scheiden kann, was er begutachten möchte: Die fertige Instrumentalversion, zu der die Schau-spieler singen, oder aber die Produktion der selbigen durch die Musiker und damit den Ent-stehungsprozess. Natürlich sind die bekannten Ohrwürmer dabei, die auch lange nach Verlas-sen des Theaters nicht heraus kriechen wollen. Dennoch: Trotz der vereinzelt sehr starken Momente hat es mich nicht umgehauen.
Frederieke Köver
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